Samstag, 24. Januar 2015

Weihnachten, Silvester, Deutschland und zurück!

Wenn auch sehr verspätetet der angekündigte Weihnachtsbericht und was sonst so los war bei mir

Die Weihnachtstage:
Nachdem der 24ste Dezember tagsüber recht ereignislos verlief, wartet abends ein tolles Abendessen auf meine Gasteltern und mich. Mit Weihnachten hatte es Recht wenig zu tun, sondern eher damit, dass mein Gastvater Gregòero Geburtstag hatte. Sprich nach seinem Lieblingsessen - Tintenfisch, wartete der typische Geburtstagskuchen, von dem ich mir jedoch nicht all zu viel versprach. Zu oft hatten wir Freiwilligen schon die wahnsinnig toll dekorierten und verzierten Torten bewundert, nur um dann festzustellen, dass sie, wie so gut jedes Gebackene hier in Mosambik, staubtrocken sind und die Glasur nichts außer penetrant süß ist.  Diese sollte mich doch eines besseren belehren, es war himmlisch!
Von meiner Gastmutter Teresa hab ich mir erklären lassen, dass es in vielen Familien durchaus auch üblich ist, dass man am 24sten Abends in die Kirche geht. "Richtig" Weihnachten ist wie in Deutschland am 1sten Weihnachtstag, nur heißt es hier "Dia da Familia" also Tag der Familie. Und den 26sten als weiteren Feiertag kennt man nicht. Traditionell wird sich am 25sten mit seinen Liebsten getroffen, man verbringt einen schönen Tag miteinander und natürlich darf wie immer das Essen nicht fehlen. So hieß es auch für mich am Weihnachtsmorgend bei viel zu warmen 38 Grad Xima über dem Kohleöfchen rühren, Hähnchen wenden und Salat klein schnibbeln! Zur Feier des Tages bereitete meine Gastmama auch Unmengen ihrer wirklich vorzüglichen, natürlich von Grund auf selbstgemachten, Pommes und Chips zu.
Leider verlief der Feiertag nicht ganz so wie geplant, der angekündigte Besuch war plötzlich doch verhindert und so saßen wir drei also wieder mit nun viel zu viel Essen, alleine am Tisch. Teresa war ziemlich geknickt, dass sie keinen ihrer Kinder und Enkelkinder sehen würde und so ging's auch für mich zeitig ins Bett. Natürlich hätte ich gerne ein 'richtiges' Weihnachtsfest mit allem drum und dran erlebt. Zumal die Geschenke für die Enkelkinder unter unserem "Weihnachtsbaum" so unausgepackt doch einen eher traurigen Eindruck machten. Aber hey - Weihnachten kommt jedes Jahr wieder hab ich gehört. Und in manchen Jahren werde ich mir wohl sogar die Hitze zurückwünschen.

Das nächste Fest, Silvester erlebte ich eher so nebenbei, da stand mir nicht so der Sinn nach. Am 28sten machten wir uns zu viert auf nach Tofo um das Neue Jahr einmal ganz untypisch in Kleid oder kurzer Hose am Strand mit Blick auf's Meer zu verbringen. Leider holte mich die Nachricht über einen Trauerfall in meiner Familie schnell ein und so aus Mosambiks Paradies zurück. Schnell stand für mich der Entschluss fest, wenigstens zur Beerdigung meines Opas nach Hause, nach Deutschland zurückzukehren.

Seit Donnerstag hat Mosambik mich jedoch wieder :)
Nach einem nicht einfachen, aber gänzlich anderem Abschied ( Hey - noch mal genau so lang, dann kann ich den Koffer zu Hause auch wirklich auspacken und auf den Speicher verbannen!) heißt es: „Bem Vindo de volta em Mocambique, Anna“.
Geplant hatte ich, das Ganze als Neuanfang zu betrachten. Einiges zu ändern, was mir aus der Ferne betrachtet doch nicht so gefallen hat und zu versuchen noch mehr Eindrücke zu sammeln. Leider müsste ich lügen, würde ich behaupten, die Umsetzung dieses optimistischen Plans falle einfach. Nur nach knapp 2 Wochen muss ich erneut in dem südostafrikanischen Land ankommen, mich wieder einleben und in den Alltag zurück kämpfen. Nicht viel einfacher haben es mir die letzten Tage gemacht.
Nachdem ich am Donnerstag Nachmittag aus der Stadt zurück kam, erwartete mich eine traurige Nachricht. Der Ehemann meiner Gastschwester ist ganz überraschend und viel zu jung verstorben, Er hinterlässt drei kleine Kinder. Meine sonst so taffe und starke Gastmutter ist total fertig und war kaum zu beruhigen. Ich muss zugeben, mich dieser Situation nicht wirklich gewachsen zu fühlen und war froh, dass Nachbarn und Freunde noch am selben Tag zur Stelle waren, um meine Gasteltern zu unterstützen. Spät abends machten diese sich dann noch auf, in das Haus ihrer Tochter und ich bin vorerst alleine. Was genau weiter passiert, weiß ich nicht. Ich hoffe, meinen Gasteltern in der schweren Zeit die folgt, eine kleine Stütze sein zu können:/ Die Situation hier unten ist momentan also alles andere als einfach.
Ja..so viel zu meinem geplanten, positiven Neuanfang. Dennoch versucht man sich natürlich nicht unterkriegen zu lassen! Vieles sollte anders/besser werden. Trotz allem: gesagt - getan! Heute hab ich mir endlich mal die geliebten Sportschuhe geschnappt und bin los gelaufen! Sch*** auf die Sandstraßen und die blöden Kommentare. Die bekommt man als weißes, noch dazu blondes Mädel eh! Und siehe da, neben den gewohnten, mich verfolgenden "Psst"-lauten, durfte ich einem kleinen Mädchen erklären, dass es durchaus normal ist, das wir 'Mulungus' bei Anstrengung dazu neigen, nen roten Kopf zu bekommen :D
Außerdem habe ich mir vorgenommen nun endlich Portugiesisch zu lernen! Nicht nur das gerade Zurecht kommen, nein! Ich möchte endlich plappern können, wie ich's gewohnt bin - also drückt mir die Daumen! :)
Beim nächsten Mal versuche ich euch endlich von der Hochzeit zu erzählen, zu der ich im Dezember eingeladen war!

Ganz liebe Grüße ins kalte und wie ich gerade höre verschneite(!) Deutschland♡

Ihr fehlt mir!






Eure Anna

Mittwoch, 24. Dezember 2014

Weihnachtszeit in Mosambik

Ein ganz normaler Morgen - oder doch nicht?!

Ein ganz normaler Morgen meines Freiwilligendienstes in Mosambik - nicht ganz! Denn der Kalender zeigt doch glatt den 24. Dezember 2014! Kaum zu glauben! Nicht nur, dass dies heißt, das ich nun schon seit genau 144 Tagen ein zweites, so anderes und doch mittlerweile normales Leben in der Ferne führe, sondern mag bei 33°C um 10 Uhr morgens auch nicht wirklich Weihnachtsstimmung aufkommen. Heute soll Heiligabend sein? Ein irgendwie komischer Gedanke, während man sich hier bei viel zu hoher Luftfeuchtigkeit einen ab schwitzt und bangen muss, dass wenigstens Wasser für die nächste Dusche da ist.
Aber dennoch sind es kleine Momente, die einen in den letzten Wochen immer mal wieder an die Adventszeit erinnert haben und für ein kurzes Weihnachtsgefühl sorgten. Da wären zum Einen die schon im letzten Beitrag erwähnten Plastikbäume auf den Mittelstreifen, die teilweise sogar mit Kunstschnee(!) und Weihnachtsmützen geschmückt sind. Seit zwei Tagen ziert solch ein Baum übrigens auch unser Wohnzimmer. Wobei Bäumchen wohl passender ist. Noch dazu nicht das hübscheste - ach was sag ich! Seien wir mal ehrlich: als meine Gastmutter den Tannenschmuck und Lichterketten rausholte, dachte ich schlicht: Hässlich! Dennoch muss ich gestehen, dass ich trotz mangelnder Ästhetik, froh bin, überhaupt was zu haben:) Zumal mir die Aufgabe übertragen wurde, das Schönste aus dem kleinen Ding rauszuholen. Dazu gehörte auch den Karton, der den Baum 'größer' mogeln soll, mit wirklich seeehr schönem Papier einzuwickeln (Ironieschild!). Ich hab mein Bestes gegeben - und hey, besser als gar nichts :D

Einen richtigen Weihnachtsschock habe ich Anfang Dezember erlitten, als ich beim Betreten des Maputo ShoppingCenters von Christbaumschmuck, blinkenden Lichtern und Plastikfiguren erschlagen wurde. Und auch die ein oder anderen Schaufenster wirken mehr als merkwürdig bei diesen Temperaturen. Klar einerseits lediglich ungewohnt für mich Europäerin; hier fällt Weihnachten nun mal in den Sommer. Doch kann man sich bei (erneut) Kunstschnee und Rentierschlitten in den Schaufenstern ein Schmunzeln nicht verkneifen. Denn manch ein Freiwilliger musste den Kindern in seinem Projekt erst einmal erklären, dass es tatzächlich auch Orte gibt, wo Menschen vor Kälte erfireren. Weil dort Kälte eben nicht 18/19 Grad bedeutet.
Vor allem dank meiner Familie (und besonders meiner Oma: Danke für die Plätzchen!!) musste ich dennoch nicht auf die Weihnachtszeit verzichten. Auf Grund eines Pakets aus der Heimat war ich bestens mit Filmmaterial versorgt und sogar ein Adventskalender und vier Kerzen schmückten mein Zimmer. Beides Bräuche, die meine Gastfamilie lediglich von Vorfreiwilligen kannte.
Ein Leitsatz der jedoch für den ganzen Weihnachtsmonat gilt und einem ständig zu begegnen scheint:
"É decembro, estamos em festas!"
Was man leider nicht nur an der ausgelassenen Feierstimmung bemerkt, sondern auch an noch mehr unangenehm aufdringlichen Betrunkenen, als eh schon in Maputos Straßen und Vororten üblich.
Nichts desto trotz zog es mich kurz vor Weihnachten nicht nur zum Präsenteshoppen in die Baixa. Gestern am 23sten Dezember haben wir 8 AJUDE Freiwillige uns zu einem kleinen Weihnachtsessen zusammengefunden. Zur Feier des Tages ein italienisches Restaurant, dass man sich sonst seltener gönnt. Wir haben einen wunderschönen Abend verbracht, der vom Austausch der Wichtelgeschenke und einer Fotosession gekrönt wurde. Inga und Clara kamen nämlich auf die witzige Idee, jedem noch etwas ganz originelles zu überreichen: Weihnachtsmützen! Als würden wir als Gruppe Weißer nicht schon genug auffallen, wurden wir prompt 'gezwungen' die blinkenden Teile während des Essens zu tragen. Aber hey - ganz mosambikanisch: Estamos em festas:D
(Ach und an dieser Stelle noch ein großes Dankeschön an Annis Eltern!)

Nach einer viel zu heißen Nacht in der Stadtwohnung bin ich nun, nach dem gescheiterten Versuch Schwimmen zu gehen (das hat leider auch heute schon geschlossen), auf dem Weg zurück nach Mashava. Wie die eigentlichen Festtage in meiner Gastfamilie verlaufen, berichte ich dann beim Nächsten mal.

Bis dahin wünsche ich euch eine super glückliche, besinnliche und hoffentlich stressfreie Zeit mit all euren Lieben. Heute Abend denen, die gehen viel Spaß in der Kirche und eine schöne Bescherung. Esst, singt und feiert für mich mit und ganz wichtig: Genießt das kühle Wetter :D

Frohe Weihnachten!

Eure euch vermissende Anna!

Donnerstag, 18. Dezember 2014

Transportgut im Chapa

Da ich gerade wieder einmal eingequetscht zwischen schwitzenden Leibern im Chapa sitze, und mich von der brutalen Hitze ablenken muss, die ich jedoch gern in Kauf nehme, immerhin SITZE ich (was bei dieser Stoßzeit um 15:30 einem Sechser im Lotto gleicht), berichte ich ein wenig aus meinem "2ten Leben". Und was wäre passender, als euch die Kuriosität eines Chapas und deren Insassen zu beschreiben?!

Neben wirklich viel zu vielen Menschen, nimmt solch ein Chapa nämlich noch weit mehr in sein Inneres auf. Da wäre zum Beispiel die junge Frau links hinter mir, die neben ihrem mit Capulana festgebundenem Baby nicht nur Portemonnaie und Rucksack in Hand und Arm hält, sonder halb auf dem Schoß, halb zwischen den Beinen auch noch eine Gasflasche transportiert. Natürlich alles eingequetscht auf engstem Raum! Denn wer mehr als einen Sitz belagert, zahlt mehr. So einfach ist das. Und natürlich gilt es, das um jeden Preis zu vermeiden! Was wohl auch den Berg aus Farbeimern in der letzten Reihe erklärt, der von der dazugehörigen Person, ob Mann oder Frau - keine Ahnung - nur noch zwei Hände erkennen lässt. Da geht es dem Jungen vor mir doch besser. Er sitzt neben einer älteren Dame, die immer wieder einnickt und zusammengekauert und schlank wie sie ist, recht wenig Platz einnimmt. Er hat sogar so viel Armfreiheit, seine Englischübungsblätter durchzuschauen: „Satzbau und Präpositionen“ - hab ich auch wieder was gelernt! :D
Auch sonst durfte ich während der täglichen Fahrten schon Einiges erleben: Neben natürlich noch lebenden Hühnern (die sollen schließlich ganz frisch auf den Tisch :D), über riesige Postpakete, bis hin zu Fahrradreifen und Werkzeugkoffer, warte ich nur darauf, dass demnächst jemand einen dieser hässlichen Plastikweihnachtbäume unter das viel zu niedrige Chapadach zwängt. Die gibt es seit ca. zwei Wochen nämlich teils sogar auf dem Mittelstreifen der Hauptverkehrsstraße zu kaufen, inklusive Blinkketten und Kunstschnee(!) versteht sich.
Längst habe ich mich auch an die Tatsache gewöhnt, das einem Kinder und Babys teilweise kommentarlos auf den Schoß gesetzt werden, wenn man denn einen der begehrten Sitzplätze erlangt hat. Als Gegenleistung erlebe ich auf der anderen Seite immer wieder, dass angeboten wird, meine volle Tasche oder den schweren Rucksack entgegenzunehmen und aufzubewahren. Und das ist eine wahre Hilfe, wenn man mal wieder als Letzte ins Chapa gequetscht wurde und nur deshalb nicht umkippt, weil sich eben dazu gar kein Platz mehr bietet. Also ein faires Geben und Nehmen :D
Wobei ich erwähnen sollte: Sitzplatz heißt nicht gleich Sitzplatz! Ähnlich wie im Fußballstadion gibt es unterschiedliche Kategorien und  Klassen. Da wären zum Einen die auf der rechten Seite angebrachten "Zweier"-bänke, die als heilige VIP-Sitze gedealt werden. Erlangt man einen Platz auf der linken Seite ist das noch immer Luxus, es muss jedoch in Kauf genommen werden, bei jeder Paragestation aufzustehen, um Leute aus weiter hinten liegenden Bereichen der Minichapas aussteigen zu lassen. Ansonsten gilt bei stickigen, gefühlten 40°C im Inneren natürlich: Fensterplätze sind (im wahrsten Sinne des Wortes) heiß begehrt! Pech nur, wenn man einen dieser blöden Kleinbusse erwischt, die an den Fenstern auf Schulterhöhe, Haltestangen angebracht haben. Diese sorgen bei den "ach so ebenen“ Straßen Maputos dann für tolle blaue Flecken! Hat man mal wieder die A****karte gezogen und teilt sich die eigentlichen Dreierreihen mit drei mosambikanischen Mamas mit waschechter "afrikanischer" Fülle und Hintern, steigt man sogar ohne die lässtige Stange mit mehreren Prellungen an Rippen, Arm und Hüftknochen aus dem Chapa.
Aber zurück zu den Luxusplätzen am Fenster. Diese sind nicht nur wegen des frischen Fahrtwinds (wenn bei dem Stau den mal gefahren wird) super beliebt, sondern ermöglichen den ganzen Wocheneinkauf auf dem Nachhauseweg zu erledigen. Gerade zum Beispiel gönnt sich die Frau zu meiner Rechten, die definitiv zur oben genannten eher korpulenteren Kategorie der Fahrgäste zählt, einen frisch vom Grill kommenden Maiskolben als Nachmittagssnack. Und bei dem jungen Mann in der hinteren Reihe, der seit einer Stunde mit seiner Handymusik das ganze Chapa beschallt, geht es ebenfalls heiß her. Es wird um Salat und Tomaten gefeilscht, was das Zeug hält. Gleich kommen wir an dem Stand mit den Eiern vorbei..ich hoffe die werden nicht auch noch für sein Abendessen gebraucht. Denn wo landet all das, was man hier sooo "praktisch" beim Vorbeirollen erlangen kann? Richtig! Im Inneren des Gefährts als weiteres Transportgut! Bei Kohl, Kartoffeln und Co. - bis auf weniger Platz - ja nicht weiter schlimm. Mit einem Berg aus rohen Eiern hinter einem wird hingegen schon mal eher ein Gebet Richtung Himmel geschickt, dass dieser die Balance auch hoffentlich während der nächsten Schlaglöcher hält.
So ich bin dann nun nach 1 ½ Stunden endlich 'zu Hause' angekommen und das Schreiben hat mich fast vergessen lassen, dass mittlerweile nicht nur mein Rücken schweißnass, sondern auch mein Bein eingeschlafen ist. Aber hey - das alles ist eigentlich schon ganz normaler Alltag.
Damit euch noch einen schönen Abend, ich steig aus und mach für das nächste Transportgut platz.

Eure Anna                                                                         Maputo, den 18.12.2014, 16:58

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Ferien aus heiterem Himmel!



Hallo ihr Lieben!

Nach viel zu langer Funkstille melde ich mich wieder zurück. Es ist viel passiert und doch schien mir nichts wirklich 'erzählenswert'. Wohl das endgültige Zeichen, dass hier eine Art Alltag eingezogen ist. So langsam habe ich mich an das Fremde gewöhnt. Ich fahre wie selbstverständlich Chapa, feilche um das Obst auf der Straße, ignoriere gekonnt manch lästige psssst-Laute oder Mulungu-Rufe und wundere mich eher, wenn bei strömendem Regen das Licht funktioniert, als zu berichten, dass ich schon wieder im Dunkeln sitze. Und so geht es mir zur Zeit wohl in vielerlei Hinsicht.

Obwohl ich während der letzten Tage feststellen durfte, dass ich doch lieber auf Strom als auf Wasser verzichten möchte/kann. Besagtes blieb nämlich für ganze 4 Tage aus, was unsere Wasserreserven doch an ihre Grenzen brachte! Im Nachhinein auch  eine interessante  Erfahrung. Da wird einem erst einmal bewusst, wie elementar wichtig Wasser ist – und ich spreche nicht von dem Luxus: Wasserhahn aufmachen und es läuft! Kochen, Abspülen, Duschen und Klamotten waschen, das geht auch alles prima mit Wasser aus Eimer, Kanister und Co. Wenn allerdings auch die schließlich nichts mehr bereit halten, wird’s echt happig!
Aber wieder zum Eigentlichen. Denn wie gut, dass mein Papa mir hier und da selbst aus dem fernen Deutschland noch "väterliche Ratschläge" erteilen kann. Er meinte via Skype, es wäre doch noch mal aller höchste Zeit, meinen Blog zu aktualisieren! :D Und Recht hat er ja, es gibt tatsächlich etwas zu berichten.



Am 1sten Dezember hieß es nämlich ganz plötzlich für Inga und mich: Ferien!
Nun mag manch einer von euch denken - ey super, ist doch klasse!. Eigentlich schon, gar nicht so verkehrt der Gedanke...hätten wir davon gewusst. Eher durch Zufall durften wir erfahren, dass die Escolinha ab Dezember bis hinein ins neue Jahr geschlossen wird. Nach Feierabend wurden wir auf dem Weg zur Chapastation von unserem Vorgesetzten zu einem Strandtag eingeladen - für montags. Darauf hin tauschten wir natürlich nur verdutzte Blicke und erwiderten, dass wir - wie er ja wissen sollte - am Montag arbeiten müssten. Auf sein herzhaftes Lachen folgte nur ein "wie hat man euch das noch nicht gesagt? Am Freitag ist der letzte Tag für dieses Jahr."
Nein!! Das hatte weder er, die Köchin, noch unsere tolle Chefin und Mitarbeiterin für nötig gehalten – ärgerlich!
Um in diesem Beitrag jedoch nicht nur meinen Frust über die eher schwierige Zusammenarbeit im Projekt los zu werden, auch noch ein wirklich tolles Ereignis aus meinem Arbeitsalltag: 


Am 28sten November fand ein großes Abschiedsfest für die ältesten Kids statt, da sie nach den Ferien in die Schule gehen werden. Für uns zwei Freiwillige hieß das, um acht Uhr auf der Matte stehen, um alles vorzubereiten. Wir haben unzählige Luftballons aufgeblasen und zu geknotet, Tische gerückt und Stühle für die Eltern aufgestellt. Außerdem durften wir zusammen mit einigen Mamas unsere (bei mir eher nicht vorhandenen) Kochkünste unter Beweis stellen. Hier ist nämlich nix mit Partyservice oder Pizzabote. Von Feschuada und Reis über Pommes und Salat bis hin zu Hühnchen, Fisch und Suppe wurde alles selbst gemacht. Und zwar vom Grundprodukt aus. Was soviel heißt wie: am Anfang waren da z.B. Kartoffeln und sechs bis sieben Hühner, die noch munter über den Hof flatterten. Mit denen wurde dann hinter der Hausecke kurzer Prozess gemacht (soviel zu dem Spruch "um die Ecke bringen"). Und ehe ich mich versah, saß ich zwischen drei afrikanischen Mamas, die einen riesen Spaß hatten, mir beizubringen, wie man richtig Hühnchen rupft - wieder was gelernt! :D Danach hieß es ewig lang Chima rühren und unzählig viel Salat schnibbeln. Nach acht Zwiebeln in Folge brauchte ich dann erst einmal eine "Heulpause".
Kurzes Stärkung vor dem Kochmarathon


Die Ruhe vor dem Sturm




Erst Pommes fritieren..

..dann den Grill für's Hühnchen anschmeißen
Schmeckte leider nur halb so gut, wie sie aussah.. :D
Nach dem überreichen der Diplome

Graduação 2014

Fotosession


Als um 16:00 endlich das eigentliche Fest begann, inklusive Urkunde überreichen, Kuchen anschneiden und einem schrecklichen Keybordspieler (der hat doch glatt bei 33°C und strahlendem Sonnenschein "JingelBells" und "Stille Nacht" gespielt – soviel zu Kulturschock) war ich eigentlich schon ziemlich kaputt. Aber vorbei war der Tag noch lange nicht. Nach dem 'offiziellen Teil' folgte ein stundenlanges Fotoschießen der Kleinen mit und ohne Eltern, verschiedenste Familien- und Feundekonstelationen – das reinste Blitzlichtgewitter. Die Kids machten aber auch einen zu ulkigen Eindruck in ihren schwarzen Umhängen. Mich erinnerte das ganze sehr stark an einen Mischmasch aus amerikanischem Collegeabschluss und Hogwarts. Was mir jedoch so suspekt vorkam, scheint hier durchaus normal zu sein. In den folgenden Tagen begegneten mir immer wieder kleine Harrry Potter-Doubel auf der Straße. Dann wurde endlich das Buffet eröffnet und zum Abschluss auch noch der Kuchen verspeist.
Ja und jetzt habe ich also bis zum neuen Jahr frei. Da unsere von mir so „geliebte“ Chefin uns aber wie oben erwähnt erst vier Tage zuvorher mitgeteilt hatte, dass die Escolinha im Dezember geschlossen ist, hab ich natürlich keine Zeit zur Planung größerer Reisen gehabt.
Langweilig wird mir bisher dennoch nicht. Dienstags gehe ich einfach wieder für einen ganzen Arbeitstag in mein altes Projekt, dort gibt es immer genug zu tun. Zur Zeit sind außerdem fünf Enkelkinder von 4-9 Jahren zu Besuch. Sprich auch 'zu Hause' Aktion pur, meine Gastmama ist froh, wenn ich ihr ein Bisschen zur Hand gehen kann oder die Kids einfach nur ne Zeit lang mit Fußballspielen beschäftige.

So das war's dann erst einmal von mir. In den nächsten Tagen versuch ich mal ein wenig meine dieses Jahr ganz spezielle Adventszeit zu beschreiben. Bis dahin esst fleißig Plätzchen für mich mit!
Ihr fehlt mir

Eure Anna

Montag, 10. November 2014

Maputo Day

Hallo liebe Leser!

Heute zur "Feier des Tages" ein kurzer Bericht aus Mosambik. Am 10. November ist nämlich der gesetzlich anerkannte Feiertag "Maputo Day". Sprich all jene, die im Bezirk Maputo Stadt arbeiten haben einen Urlaubstag. Auch mein Projekt sollte demnach geschlossen bleiben, was meine Chefin am Freitag auf Nachfrage unsererseits jedoch noch nicht zu wissen schien. Ich kam also heute morgen pünktlich und wie bestellt zur Arbeit - leider aber auch um sonst, da mich lediglich ein leergefegter Kindergarten erwartete - ärgerlich.

Und auch der Tag in der Stadt, zu dem sich meine Arbeitskollegin und ich uns dann spontan entschieden, war eher eine Enttäuschung. Trotz des 'Geburtstags' der Hauptstadt war diese ähnlich wie an Wochenenden leergefegt und es fand kein kleines Fest oder ähnliches statt, wie wir ins Geheimen gehofft hatten.

Für viele Mosambikaner lohnt es sich außerhalb der Arbeitstage nicht, den direkten Stadtkern aufzusuchen. Eine Wohnung im Zentrum ist für die Wenigsten erschwinglich und die meisten pendeln daher, wie ich ja auch, zwischen ihren Bairros (Vororten) und der Arbeitsstelle im Zentrum. Das wiederum verursacht die tägliche Rushhour, der auch ich jeden Nachmittag ausgesetzt bin, wenn ich mich für eine Stunde schwimmen in der Stadt entscheide. Da brauch man für eine 15-20 Minuten Strecke auch gern schon mal 1 1/2 Stunden oder länger. Wie ich das Stadtleben liebe!
Diese blieb mir glücklicherweise heute dann mal erspart und ich finde endlich Zeit meinen Blog für euch zu aktualisieren.

So findet ihr beispielsweise auf der Projekt-Seite auch endlich erste Infos zu meiner neuen Arbeitsstelle KOFUNANA, bei der ich nun seit über einem Monat tätig bin.

Zum Abschluss noch ein kleines Bild, damit ich dieser von mir immer als so "hässlich" beschimpften Stadt nicht total unrecht tue:


Was der Mensch nicht hinbekommt, schafft die Natur: Schönheit in diese Stadt zu bringen!



Montag, 13. Oktober 2014

Wahlen 2014 in Mosambik: Die Ruhe vor dem Sturm?


Wohl eher die Ruhe nach dem Sturm!
Denn heute hieß es endlich: Keine mit FRELIMO-Anhängern beladenen PickUps mehr, kein Gesang und Getrommel gegenüber des REMAR-Projektes, kein Ohrwurm-Wahlsong im Fernsehen – nur die unzähligen Plakate werden noch einige Zeit an den mir doch sehr fremden Wahlkampf erinnern.

Aber erst einmal von vorne!
Am Mittwoch, den 15. Oktober 2014 finden in Mosambik die Präsidentschafts-, Parlaments-und Regionalwahlen statt.
Besonders die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen sorgen natürlich für Aufsehen. Der zur Zeit amtierende Präsident Armando Guebuza regiert mit seiner Partei FRELIMO bereits seit 2005, darf dieses Jahr laut Gesetzt jedoch nicht für eine 3te Amtszeit kandidieren.
Insgesamt stehen den Parteien 40 Tage Wahlkampf zur Verfügung, wobei 2 Tage vor dem Gang zur Urne jegliche Kampagnen eingestellt werden müssen. (Ob aus Sicherheitsgründen, damit die Stimmung nicht zu sehr aufgeheizt wird oder einfach, um den Freiwilligen im Land nochmal 2 ruhige Nächte zu schenken - ich weiß es nicht).
Tatsache ist jedoch, dass Wahlkampf recht wörtlich zu nehmen ist.
Zwischen vielen kleinen, meist lokalen Parteien gibt es drei größere Parteien, die eine reale Chance haben, in das Nationalparlament einzuziehen. Neben der RENAMO (Resistência Nacional de Moçambique) - derzeit größte Oppositionspartei - und der MDM (Movimento Democrático de Moçambique) besteht das Parlament im Moment zu mehr als 2/3 aus der regierenden früheren Einheitspartei FRELIMO (Frente da Libertação de Moçambique). Wobei zu Letzt genannte Partei mit ihrem Präsidentschaftskandidat Filipe Jacinto Nyusi mit großer Wahrscheinlichkeit erneut gewinnen wird.



Mittelstreifen der Avenida Eduardo Mondlane
Ginge es nur nach dem bisher betriebenen Aufwand, Stimmen zu sammeln, so würde zumindest in Maputo die FRELIMO-Partei schon unangefochtener Sieger sein. Keine Wand und kein Baum scheinen von Nyusi-Plakaten verschont geblieben und der eigens für FRELIMO-Kandidat Nyusi kreierte Wahlsong, lief sowohl im Radio als auch im TV rauf und runter. So kommt es, dass nicht selten die Kids in meinem Projekt das Lied anstimmen oder selbst ich (mich vor dem Ohrwurm nicht retten könnend) manchmal den Refrain „Eu confio em ti, Nyusi“ vor mich hin summe. Das heißt übrigens soviel wie: „Ich vertraue dir, Nyusi“. Und noch eine in Deutschland eher unbekannte Methode: Es wurden unmengen von T-Shirts mit Nyusi-Druck verteilt und selbst Capulanas eigens zu diesem Anlass produziert. Selbst nach der Wahl, wird demnach noch einiges an diese Zeit erinnern.


FRELIMO-Anhänger bei der Arbeit
Auch wenn (jedenfalls in meinem Umfeld) niemand mit einer Überraschung bezüglich des Ergebnisses am Mittwoch rechnet, beschert es uns Freiwilligen wenigstens einen freien Tag. Laut unserem AJUDE-Betreuer und Organisator hier vor Ort sollte man sich jedoch von größeren Menschenmassen fern halten und am 15ten lieber ganz zu Hause bleiben. Die Warnung des Auswärtigen Amtes vor möglichen Unruhen und der Hinweis, man solle sich doch bitte mit ausreichen Lebensmittel- und Getränkevorräten eindecken, scheint zumindest hier in der Hauptstadt doch etwas grotesk.


Ansonsten geht es mir gut, ich lebe mich so langsam in meinem eigentlichen Projekt ein und lerne alles kennen. Der nächste Eintrag dürfte sich dann ganz um dieses Thema drehen. Morgen Nachmittag werde ich allerdings noch einmal meinen 'alten Arbeitsplatz' besuchen und bei den Kleinen mal nach dem Rechten schauen.
Damit ganz liebe Grüße in die Heimat, natürlich gebe ich nach Mittwoch eine kurze Info, wie die Wahlen letztlich verlaufen sind.

Eure Anna